Therapie & Förderung - Seite 2
Wie wissenschaftliche Erkenntnisse verschiedener Disziplinen belegen, ist das Lernen im Wesentlichen ein kollektiver, sozialer Prozess (z.B. M. Spitzer, Lernen, Heidelberg 2007, S. 291ff; A. Neubauer; E. Stern, Lernen macht intelligent, München 2009, S. 178ff., 258ff.) Bei Einhaltung bestimmter Rahmenbedingungen sind in einer Gruppe die intensivsten und vor allem nachhaltigsten Lernerfolge und sozialen Kompetenzen zu erreichen. Nur für einen sehr begrenzen Personenkreis trifft das nicht zu. Dementsprechend erfolgt die Förderung in kleinen Gruppen bis zu 6 Kindern, die ein nahezu gleiches Leistungsprofil aufweisen. Dabei wechseln Phasen gemeinsamen und individuellen Lernens einander ab, um jedem Schüler mit seinen speziellen Problemen gerecht zu werden. Nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgt eine Einzelförderung.

Das Übungsmaterial ist entsprechend dem zu bearbeitenden Fehlerschwerpunkt sorgfältig ausgewählt und dem Könnensstand der Kinder angepasst. In diesem Schwerpunkt wird über einen längeren Zeitraum intensiv gearbeitet, bis das Kind eine relative Sicherheit erreicht hat. Erst dann wird zu einem neuen Schwerpunktbereich gewechselt.

Entsprechend des Schriftspracherwerbsmodells (und in Abhängigkeit vom individuellen diagnostischem Ergebnis) heißt das, dass der Schüler zunächst seine Fähigkeit zum lautgetreuen (alphabetische Strategie) und dann zum lautabweichenden (orthographische Strategie) Schreiben entwickeln muss. Auf einer dritten Fähigkeitsebene (morphematische Strategie) muss der Schüler die typischen Wortbausteine und ihre Konstanten und Veränderlichkeiten sicher beherrschen lernen, um sich dann auf einer vierten Ebene (wortübergreifende Strategie) mit den Konsequenzen der Funktionalität von Wörtern (Groß- und Kleinschreibung) und der Grammatik auseinander zusetzen.